Arten von Polyneuropathien

Polyneuropathien bezeichnet die Erkrankung mehrerer oder aller Nerven. Der Ultraschall ist vorwiegend bei den entzündlichen/immun-vermittelten Polyneuropathien wie dem Guillain-Barre-Syndrom, der Chronisch inflammatorischen demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP) und deren Varianten wie MADSAM, der multifokalen motorischen Neuropathie (MMN), der Neuralgischen Amyotrophie oder auch vaskulitischen Neuropathie.

Wichtig zu erwähnen ist, dass bei der häufigsten Form der Polyneuropathien – der durch die Zuckerkrankheit  (Diabetes mellitus)  bedingten – vom Ultraschall keine zusätzliche Auskunft zur Standarduntersuchung mittels Elektrodiagnostik erwartet werden kann.

Ursachen von Polyneuropathien

Entzündliche Polyneuropathien entstehen durch eine Fehlreaktion unseres Immunsystems. Es werden Antikörper gebildet, die die körpereignen Nerven oder Nervenhüllen angreifen und so zu Schäden führen. Teilweise können die entsprechenden Antikörper auch im Blut nachgewiesen werden.

Symptome bei Polyneuropathien

Hier muss man kurz die verschiedenen Arten beschreiben, da diese zu einem sehr unterschiedlichen Symptombild führen, auch kann nur das jeweils ganz klassische Erscheinungsbild dargestellt werden:

  1. Guillain-Barre-Syndrom: ein rasch (über einige Tage) von den Beinen aufsteigendes Taubheitsgefühl oder eine rasch aufsteigende Schwäche, häufig im Anschluss an einen gastrointestinalen Infekt
  2. CIDP und Varianten: über Wochen oder Monate auftretende Schwäche in Armen und/oder Beinen, auch verbunden mit Kribbel- oder Taubheitsgefühlen. Die Symptome verlaufen teilweise in Schüben
  3. MMN: eine eher asymmetrisch ausgeprägte, über Monate entstehende Schwäche, die vorwiegend die Arme betrifft. Zusätzlich häufig bemerkbare Zuckungen kleiner Muskelteile.
  4. Neuralgische Amyotrophie: abrupt einsetzende, unerklärbare und starke Schmerzen im Bereich einer Schulter oder des Schulterblattes. Die Schmerzen verschwinden nach maximal drei Wochen, dann fällt eine Schwäche und in den nächsten Monaten ein Muskelverlust des betroffenen Nerven auf. Der klassische Befund ist der eines abstehenden Schulterblattes (Scapula alata)
  5. Vaskulitische Neuropathie: klassischerweise schmerzhafte Ausfallssymptomatik an dem oder den betroffenen Nerve(n) mit Schwäche und Taubheitsgefühl

 

Ultraschall & Polyneuropathien

Bei GBS, CIDP und MMN steht das Halsnervengeflecht, der Plexus brachialis, im Mittelpunkt der Untersuchung. Hier kommt es klassischerweise zu einer Verdickung der betroffenen Nervenwurzeln. Der Plexus brachialis ist der Ultraschalluntersuchung optimal zugänglich und im gesamten Verlauf von Halsnervenwurzel bis zur Achselhöhle beurteilbar.

Bei der CIDP ist er in der Zwischenzeit als unterstützendes Kriterium für die Diagnostik in die entsprechende Leitlinie aufgenommen (Link: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/ene.14959).

Die neuralgische Amyotrophie kann sich auch im Halsnervengeflecht niederschlagen, zumeist sind aber winzige Äste dieses betroffen. Mittels Ultraschall können diese dargestellt werden.

Die vaskulitische Neuropathie betrifft vorwiegend die Nerven an Armen und Beinen, hier wird die Untersuchung entsprechend den beschriebenen Symptomen durchgeführt. Klassischerweise sind hier der Nerv oder einzelne Nervenanteile außerhalb der üblichen Engstellen geschwollen. Häufig findet man auch eine erhöhte Durchblutung im Nerven selbst.